Zum Sonntag also der letzte Teil meines Interviews mit Jörg Künstle. Ich wünsche euch wie immer viel Spaß beim lesen und einen schönen Sonntag Abend.
H.N.: Auf deiner Seite sind auch viele Bilder zu sehen, die beispielsweise mit einem Color-Key-Effekt oder Farbfilter versehen sind.
J.K.: Ja, das mache ich dann eher für mich. Das ist aber nur ein kleiner Teil meiner Arbeit. Da stelle ich eben Bilder online, die mir besonders gut gefallen. Bei einer normalen Testproduktion werden die Bilder eigentlich so abgegeben, wie sie aus der Kamera kommen. Man hat so seine Grundvorgaben, die ich so einstelle, aber ich verändere da nichts an der Dynamik oder an den Kontrasten. Das machen alles die Zeitschriften danach.
H.N.: Kannst du vielleicht deinen Workflow kurz skizzieren? Also vom nach Hause kommen nach dem dem Auftrag bis zum absenden der Bilder zum Auftraggeber. Du musst natürlich hier keine Geheimnisse verraten.
J.K.: Da ist ja nix schlimmes dabei. Ich lade die erstmal von der Kamera herunter und sortiere dann erstmal die unscharfen heraus. Ich benutze dafür schon immer ACDsee und möchte auch nichts anderes. Es ist eben sehr schnell. Wie gesagt, dann sortiere ich erstmal die unscharfen aus und dann werden die Fotos noch sortiert. Da bekommt zum Beispiel jedes Motorrad seinen eigenen Ordner, einer für Gruppenbilder und so weiter. Dann werden die Bilder noch ein bisschen reduziert. Da schmeiße ich dann die Bilder raus, wo mir zum Beispiel der Bildausschnitt nicht gefällt oder die mir allgemein nicht gefallen. Dann schaue ich nochmal darüber, das ich nicht so viele Bilder von einem Motiv abgebe, also das ich beispielsweise nicht 20 Bilder von einem Motiv abgebe, sondern nur 5. Das wars dann eigentlich auch schon.
H.N.: Nutzt du auch Programme wie Lightroom oder Aperture?
J.K.: Lightroom benutze ich halt, wenn ich mit RAW-Daten arbeite. Dann mache ich alles in Lightroom.
H.N.: Nutzt du das RAW-Format häufig, oder arbeitest du eher mit JPEG’s?
J.K.: Also ich arbeite eher mit JPEG’s. Die Zeitschriften wollen sowieso JPEG’s und keine RAW-Daten. Wenn ich sehe, dass es ein schwieriges Motiv ist von der Beleuchtung oder den Kontrasten her, dann arbeite ich aber auch schon mal mit RAW und mache das dann hinterher in Lightroom. Für Louis habe ich jetzt nur im Modus Raw+JPEG gearbeitet. Bei besonders wichtigen Aufträgen und wenn es das Ausgabemedium auch hergibt, dann nehme ich immer RAW.
H.N.: In wie fern beeinflusst denn das Ausgabemedium deine Arbeit hinsichtlich Gestaltung der Bilder etc.?
J.K.: Eigentlich gar nicht. Das mache ich eigentlich immer gleich gut oder schlecht (lacht).
H.N.: Um noch eine technische Frage zu stellen. Bei den vorhin schon angesprochenen Mitziehern bewegt sich ja auch das Motiv sehr schnell. Nutzt du dabei den Auto-Fokus oder arbeitest du da eher manuell, um mithalten zu können?
J.K.: Ich nutze eigentlich immer den Auto-Fokus. Gerade alles was sich bewegt nutze ich den Auto-Fokus.
H.N.: Wie stellst du diesen dann an der Kamera ein?
J.K.: Meistens nutze ich nur das zentrale Feld. Jedenfalls nutze ich nie alle Sensoren, sonder eben meistens das mittlere, weil es als Kreuz-Sensor auch am schnellsten arbeitet. Manchmal nutze ich aber auch ein außer-mittiges Fokusfeld, wenn es sich für den Bildaufbau anbietet. Gerade bei den Mitziehern ist der Auto-Fokus aber auch nicht wirklich gefordert. Ein Motorrad, dass dir entgegen kommt oder in der Kurve auf dich zu kommt, fordert den Auto-Fokus natürlich viel mehr als ein Mitzieher, wo der Abstand vom Motorrad zur Kamera relativ konstant ist.
H.N.: Damit komme ich auch schon zur vorletzten Frage. Du bist ja nun schon lange im Geschäft und hast in der Branche schon so ziemlich alles fotografiert. Gibt es für dich noch Traum-Aufträge, die du gerne mal machen würdest?
J.K.:(denkt nach) Puh, also ich sage mal, wenn die Werbeabteilung von BMW anrufen würde, dass wäre schon ein Traum. BMW arbeitet da aber auch eigentlich nur über Agenturen und macht das nicht selber.
H.N.: Das stimmt, die BMW ist in deiner Gallerie noch nicht so zu sehen, aber einige BMW-Autos finden sich dort und auch Bilder eines Vergleichstest für Auto-Motor-Sport. Ist die Auto-Fotografie ein neues Betätigungsfeld für dich?
J.K.: Also ich bin ja schon lange in dem Verlag, aber ich habe das nie so fokussiert, weil ich bei den Motorrädern eigentlich immer gut ausgelastet war. In letzter Zeit wird aber auch bei uns überall gespart und das merkt man schon auch an der Auftragslage. Daher habe ich das jetzt ein bisschen mehr forciert. Wobei ich eigentlich eher Auto-Klassik-Geschichten regelmäßig mache.
H.N.: Ist sowas auch Saisonabhängig, oder verlagert sich die Arbeit im Winter nur weiter nach Süden?
J.K.: Im Winter ist es eindeutig mehr im Süden, aber von der Auftragsdichte ist es eigentlich egal. Im Winter ist man dann halt häufiger mal mehrere Tage am Stück unterwegs, weil man ein paar Dinge bündelt und nicht nur für ein Motorrad nach Süd-Frankreich fährt. Da macht man eben zwei bis drei Geschichten und ist dann so vier bis fünf Tage unterwegs. Dann ist man aber auch wieder mal eine Woche zu Hause, wo eben nichts ist. Das wechselt sich immer ein bisschen ab.
H.N.: Das bringt mich dann auch zur wirklich letzten Frage: Wo geht es denn als nächstes hin?
J.K.: Als nächstes bin ich erst mal für einen Tag in Worms, also hier in der Gegend. Das nächste größere ist dann wieder, wenn es für Louis im September nochmal nach Italien geht.
H.N.: Das klingt doch schon mal sehr gut. Dann bedanke ich mich bei dir, dass du dir die Zeit genommen hast und möchte dich dann jetzt auch in deinen Abend entlassen.
J.K.: Kein Problem.
Ich hoffe für euch war die eine oder andere Information dabei und würde mich wie immer über Kommentare sehr freuen. An dieser Stelle noch einmal: Für mehr Bilder von Jörg, schau auf seiner Seite vorbei: Jörg Künstle Photographie