Wie gestern angekündigt möchte ich heute noch einmal auf meinen Fotowalk im Berliner Tierpark eingehen, der einige Highlights mit sich brachte.
Für alle nicht-Berliner: Die Hauptstadt verfügt über zwei Zoo-Anlagen, was aus der geteilten Vergangenheit resultiert. Im Westen der Stadt liegt der Große Tiergarten, in welchem sich bspw. die Siegessäule befindet. Dieser ist lediglich ein Park ohne exotische Tiere. An dessen westlichen Ende schließt sich der Zoologische Garten an, der auch dem bekannten Bahnhof Zoo seinen Namen gegeben hat. Im Osten der Stadt, ziemlich abgelegen vom Zentrum, befindet sich der Tierpark als zweiter echter Zoo der Stadt.
Mittlerweile habe ich beide Einrichtungen besucht und mein Favorit ist der Tiergarten, obwohl er einige Schwächen hat, die auch fotografisch relevant sind.
- Der Tiergarten ist riesig! Möchte man jedes Tier sehen, sind ohne Probleme 4-5 Stunden Aufenthalt nötig. Das Gelände ist unglaublich weitläufig angelegt und es gibt sehr große unbebaute Grünflächen innerhalb der Anlage, in denen man meinen könnte, in einem normalen Park zu sein, bis am Ende wieder ein Gehege auftaucht. Durch diese schiere Größe und das verwinkelte Layout ist man einen guten Teil der Zeit damit beschäftigt, Pläne und Schilder zu studieren, um nicht interessante Tiere zu verpassen. Je nach Ausrüstung weiß man auf jeden Fall am Ende des Rundganges, was man geleistet hat
- Die Gehege sind häufig sehr groß. Das ist zwar gut für die Tiere, weswegen ich es auch absolut befürworte, aber es macht nun einmal eine sehr große Brennweite nötig, um nahe genug an die Tiere heranzukommen. Dennoch schafft gerade das auch ein Umfeld, in dem sich die Tiere relativ natürlich verhalten können, wodurch die Bilder weniger „gestellt“ wirken.
- Vor allem bei kleineren Tieren wie Vögeln und Kleinkatzen sind die Gehege häufig mit sehr kleinmaschigem Drahtzaun versehen. Es ist sehr schwierig und in manchen Fällen auch unmöglich, diese durch „durch-die-Maschen-fotografieren“ oder eine offene Blende verschwinden zu lassen. Einige gute Motive sind mir so durch die Lappen gegangen.
Der Tierpark hat aber auch einige Stärken zu bieten:
- Das riesige Areal bietet Platz für unfassbar viele verschiedene Arten, die wie schon gesagt auch oft viel Platz haben. Das hinterlässt ein gutes Gefühl bei mir, denn ein sichtlich eingeengtes Tier ruft bei mir immer ein ungutes Gefühl hervor. Man könnte sagen : Tier-Voyeurismus ohne Reue
- Durch die Lage am Rande der Stadt ist die Touristen-Dichte selbst am Wochenende nicht so groß. Unter der Woche wie bei meinem letzten Besuch ist extrem wenig los und die vorhandenen Besucher verteilen sich sehr gut auf den vielen breiten Wegen. Ist man also in fotografischer Mission unterwegs, stört man niemanden und wird auch kaum gestört. Mich hat sogar ein Besucher auf eine versteckte Eule hingewiesen, die ich sonst übersehen hätte. Sehr nett 🙂
- Das Schloss Friedrichsfelde befindet sich auf dem Gebiet des Tierparkes. Dieses wunderschöne Schlösschen mit den symmetrischen Gärten, die an Sanssouci erinnern bietet einen schönen Kontrast zu den Tieren und rundet das Gesamtpaket herrlich ab.
Ihr seht also, ein Besuch im Tierpark zu Berlin lohnt sich allemal. Ich habe den Besuch auch gleich einmal genutzt, um meine beiden Teleobjektive zu vergleichen. Zur Erinnerung: Der Kampf war Minolta AF 70-210 f3.5-4.5 VS. Sigma 100-300 f4.5-6.7. Um es kurz zu machen, das Minolta ist und bleibt mein Schätzchen für lange Brennweiten. Es liefert mir einfach mehr Lichtstärke, einen treffsichereren Autofokus und Subjektiv eine bessere Abbildungsleistung. Außerdem liegt es wesentlich besser in meiner Hand und macht einfach in jeder Situation mehr Spaß.
Das Sigma bietet natürlich eine größere Brennweite und hat daher auch seine Daseinsberechtigung. Allerdings hat sich bei meinem Modell mitten im Einsatz der Autofokus verabschiedet. Ich hatte schon öfter davon gelesen, dass Sony-Kameras gerne mal zu starke AF-Motoren für Sigma-Objektive haben und auf eben jene Weise hat meine Cam wohl das AF-Getriebe meines Objektives zerstört. Während des Fokussierens gab es ein lautes „KRCK-TSCH“ und seitdem kling das Objektiv wie eine Bohrmaschine, wenn es auf unendlich fokussiert und das Motiv unterhalb der Naheinstellgrenze ist. Dazwischen ist aber noch alles gut und der manuelle Fokus ist natürlich noch möglich. Ärgerlich aber zu verschmerzen, zumal das Glas mich nichts gekostet hat (habe es als Tausch für eine kleine IT-Dienstleistung erhalten).
Puh, der Post ist jetzt schon sehr lang, aber danke dafür, dass ihr dran geblieben seid. Der Besuch war alles in allem ein voller Erfolg und hat mir viel Spaß gemacht. Ich komme gerne wieder und werde vielleicht auch den zoologischen Garten nochmal unter die Lupe nehmen.
Als Belohnung für das Lesen des langen Posts habe ich hier noch ein paar Fotos ausgewählt, die ich euch nicht vorenthalten möchte.